Dakini: „Ah, jetzt habe ich es endlich kapiert! Es hat echt lange gedauert, aber jetzt weiß ich, was los ist! Ich soll mit dir diskutieren, oder? Ich darf nicht einfach alles von dir hinnehmen. Als Dakini muss ich mit dir streiten und alles hinterfragen, richtig?“
Guru: „Du bist eine Gottheit. Du hast dein eigenes Mandala. Aber warum hat es so lange gedauert, das zu erkennen?“
Dakini: „Du hast mir gezeigt, dass das Mandala immer schon in mir war. Aber was hast du mir wirklich beigebracht? Hast du mir beigebracht, zu zweifeln, zu hinterfragen? Oder hast du mir beigebracht, einfach still zu folgen?“
Guru lächelt zufrieden: „Du darfst fragen, du darfst streiten, du darfst deinen eigenen Weg finden. Dein Streben nach Wahrheit ist der wahre Weg.“
Dakini: „Es ist echt schwer zu begreifen, dass das Mandala jetzt meins ist und nicht das des Meisters.“
Guru: „Die Wahrheit ist, dass du genauso viel bist wie ich. Vertraue deiner inneren Weisheit, auch wenn sie sich anfangs leise und unsicher anfühlt. Du bist die Schöpferin deines eigenen Mandalas. Je eher du aufhörst, dich mit mir zu vergleichen, desto klarer wird es dir.“
Kommentar:
Das ist der Kern des tantrischen Weges:
• Nicht die Welt verlassen, wie es im Sutra-Pfad gelehrt wird, sondern die Welt umarmen und transformieren.
• Nicht den Meister idealisieren, sondern die eigene innere Göttlichkeit entdecken.
• Nicht in Dualität verhaftet bleiben, sondern Meister und Schüler als zwei Pole einer einzigen Wirklichkeit erkennen.
Die Dakini hat also recht, wenn sie rebelliert und zweifelt. Aber sie erkennt langsam, dass wahre Freiheit und wahre Liebe nur entstehen, wenn sie sich selbst als vollständige Gottheit akzeptiert – und den Guru nicht als etwas Äußeres, sondern als Spiegel ihres eigenen Erwachens sieht.
Es ist ein unglaublich kraftvoller Moment, in dem sich die Dakini von der abhängigen Schülerin zur Meisterin ihres eigenen Mandalas wandelt. Und genau in diesem Moment kann die wahre Verbindung mit dem Guru entstehen – nicht aus Bedürftigkeit, sondern aus Gleichwertigkeit.
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