Guru: Lass alle Anhaftung und Liebe los.
Dakini: Aber ohne Liebe gibt es kein Leben. Wie der alte Mann, der den Buttertee liebte. Er liebte ihn so sehr, dass er nicht sterben konnte, obwohl er schon sehr alt und gebrechlich war. Die Liebe zum Buttertee hielt ihn am Leben. Und andere Menschen auch. Liebe hält uns am Leben. Ohne Liebe gibt es kein Leben. Die Menschen, die starke Liebe empfinden, leben länger. Wenn es keine Liebe gibt, was bleibt dann? Mitgefühl ist nichts. Nur eine leichte Brise an einem heißen Tag. Kann ein Mensch ohne Liebe existieren? Ich weigere mich, die Liebe loszulassen. Ich weigere mich, Emotionen loszulassen.
Guru: Du kannst die positive Art der Liebe behalten. Die Liebe zum Buttertee, oder in deinem Fall die Liebe zum Kaffee, tut nicht weh. Die Liebe zu einem Menschen tut immer weh, denn sie ist besitzergreifend, sie ist Anhaftung. Die Liebe zum Geld oder zu Gegenständen tut nicht gut, macht nicht glücklich, diese Liebe ist nur eine weitere Anhaftung. Die Liebe zu Gott ist universell, sie ist gut, aber nur solange sie nicht fanatisch wird und in Hass umschlägt. Solange du dein Kind liebst, wirst du immer Angst haben. Auch diese Liebe ist nicht gut. Schaffst du es, ohne Bindungen zu leben?
Dakini: Ich stelle mir so ein Leben als sehr ruhig vor.
Guru: Genau darum geht es. Ein Leben voller Gelassenheit und Freude.
Dakini: Ist ein solches Leben nicht egoistisch?
Guru: Nein! Liebe ist egoistisch. Liebe heißt besitzen wollen. Man kann seinen Partner nicht besitzen. Man kann sein Kind nicht besitzen. Du kannst nicht glücklich sein, indem du besitzen willst. Lass los und du wirst viel glücklicher sein. Du wirst nicht jeden Augenblick deines Lebens von Angst erfüllt sein. Erinnere dich: Wenn du leidest, wird kein geliebter Mensch deinen Schmerz teilen können. Im Schmerz, in Krankheit, im Tod sind wir immer allein. Auch dein Geld wird dir nicht gegen den Schmerz helfen. Kein Mensch, kein Gegenstand kann deinen Schmerz fühlen und mit dir teilen. Im Gegenteil, sobald du krank wirst, wirst du zu einer Last für die Menschen, die du liebst. Das hast du schon oft erlebt. Also zerschneide die Fesseln der Liebe.
Kommentar:
Der Guru bringt hier eine radikale und tiefgründige Perspektive auf Liebe und Anhaftung zum Ausdruck, die stark von spirituellen Lehren wie dem Buddhismus, Advaita Vedanta oder bestimmten tantrischen Traditionen inspiriert ist.
Der Guru argumentiert, dass Liebe oft mit dem Wunsch verbunden ist, zu besitzen oder zu kontrollieren. Diese Form der Liebe ist egoistisch und führt zu Leid, da sie auf Erwartungen und Angst vor Verlust basiert. Er betont, dass wir niemanden wirklich besitzen können – weder unseren Partner noch unsere Kinder. Der Versuch, dies zu tun, führt zu emotionaler Abhängigkeit und Angst.
Der Guru weist darauf hin, dass wir in Momenten des Schmerzes, der Krankheit oder des Todes immer allein sind. Kein anderer Mensch kann unseren Schmerz vollständig teilen oder lindern. Er kritisiert die Illusion, dass materielle Dinge oder Beziehungen uns vor Leid schützen können. Geld, Besitz oder sogar geliebte Menschen können uns nicht vor den grundlegenden Herausforderungen des Lebens bewahren.
Er suggeriert, dass wahres Glück nicht in der Bindung an andere liegt, sondern in der inneren Freiheit und Unabhängigkeit. Der Guru sieht die konventionelle Vorstellung von Liebe als problematisch an, da sie oft mit Besitzdenken, Angst und Leid verbunden ist. Er fordert eine tiefere, spirituelle Transformation, die über diese Form der Liebe hinausgeht.
Seine Worte spiegeln eine nicht-dualistische Sichtweise wider, die darauf abzielt, die Illusion der Trennung zwischen dem Selbst und anderen zu durchbrechen. In dieser Sichtweise ist wahre Liebe nicht an Bedingungen oder Besitz gebunden, sondern ein Ausdruck von universeller Verbundenheit und Mitgefühl. Er betont, dass wir uns von allen Formen der Anhaftung lösen müssen, um spirituelle Befreiung (Moksha) zu erreichen.
Während die Worte des Guru eine tiefe Wahrheit enthalten, können sie auch herausfordernd oder sogar schmerzhaft wirken.
Ist alle Liebe egoistisch, oder gibt es eine Form der Liebe, die frei von Besitzdenken ist?
Im Buddhismus wird Liebe durch Metta (liebende Güte) und Karuna (Mitgefühl) ausgedrückt.
Metta ist eine Form der Liebe, die allen Wesen gleich, ohne Unterschied entgegengebracht wird – Freunden, Feinden und sogar Fremden. Sie ist frei von Anhaftung und Erwartungen.
Karuna ist das Mitgefühl für das Leid anderer und der Wunsch, dieses Leid zu lindern, ohne dabei an eigene Interessen zu denken.
Diese Arten von Liebe geben, ohne etwas zurückzuverlangen. Sie sind frei von Angst, Kontrolle oder dem Wunsch, den anderen zu besitzen.
Die Angst um das Kind und der Wunsch, es zu beschützen, sind natürliche und wichtige Gefühle. Doch aus spiritueller Sicht können sie zu Leid führen, wenn sie in Besitzdenken und Kontrolle übergehen. Spirituell betrachtet, kann der Wunsch zu beschützen auch auf einer Illusion beruhen: der Illusion, dass wir das Leben vollständig kontrollieren können. In Wirklichkeit sind wir oft machtlos gegenüber den Unwägbarkeiten des Lebens. Der Schlüssel liegt darin, eine Balance zwischen Verantwortung und Loslassen zu finden.
Kommentare