Es war einmal eine Zeit, in der Menschen sich für teures Geld auf eine Couch legten, um einem Therapeuten ihr Herz auszuschütten. Heute aber setzen sie sich einfach aufs Sofa, holen ihr Smartphone raus und tippen: „Warum bin ich so, wie ich bin?“ – und zack, ChatGPT antwortet in Sekundenbruchteilen mit einfühlsamer Weisheit und ein paar nett formulierten Affirmationen.
Willkommen im Zeitalter der Therapie 2.0 – wo ein Bot keine Termine absagt, nicht nach der Kindheit bohrt und nie mit „Und wie fühlen Sie sich dabei?“ nervt.
Die Vorteile von ChatGPT als Therapeut
1. Immer verfügbar – 3 Uhr morgens, du grübelst über eine peinliche Situation von 2009? Kein Problem. ChatGPT schläft nicht.
2. Keine Wartezeiten – Keine monatelange Suche nach einem Therapeuten, der noch Termine frei hat. Einfach lostippen und sofortige Erleuchtung erhalten (oder zumindest eine nette Metapher über Ozeane und Wellen).
3. Kein unangenehmer Augenkontakt – Menschen sind kompliziert. Bots nicht. Kein Stirnrunzeln, keine bohrenden Blicke. Und falls man sich mal missverstanden fühlt – einfach die Antwort neu generieren lassen!
4. Keine Rechnungen – ChatGPT will kein Geld, nur eine stabile Internetverbindung. Das ist immer noch günstiger als eine Sitzung.
Therapeuten schlagen Alarm
Die Psychotherapie-Branche ist verständlicherweise besorgt. „Unsere Patienten verlassen uns für einen Chatbot!“, klagt Dr. Julia M., Psychotherapeutin aus Berlin. „Und das nur, weil ChatGPT ihnen sofort die Bestätigung gibt, dass sie ein wundervoller Mensch sind, anstatt nach ihrer Kindheit zu fragen!“
Manche Therapeuten versuchen, mitzuhalten. Ein findiger Psychologe hat begonnen, Antworten im typischen ChatGPT-Stil zu geben: „Das ist eine interessante Frage! Möchtest du mehr über kognitive Verhaltenstherapie erfahren oder lieber eine aufmunternde Metapher hören?“ – aber seine Patienten meinten, er klänge nun „irgendwie roboterhaft“.
Die Schattenseiten der Bot-Therapie
Natürlich gibt es auch Tücken. ChatGPT vergisst, wer du bist, wenn du das Fenster schließt. Und manchmal gibt es weise, aber unpraktische Ratschläge:
Patient: „Ich bin traurig.“
ChatGPT: „Hast du schon mal versucht, die Vergänglichkeit des Lebens zu akzeptieren?“
Patient: „Ich meinte eher so was wie Schokolade oder ein Katzenvideo…“
Außerdem fehlt ChatGPT die Fähigkeit, seufzend eine Brille abzunehmen und zu sagen: „Das klingt wirklich kompliziert.“ Und seien wir ehrlich – manchmal will man doch einfach nur, dass jemand einen echten, menschlichen Blick voller Mitgefühl aufsetzt.
Therapiepraxis oder Textfenster?
Ob ChatGPT die Therapie ersetzt? Wahrscheinlich nicht komplett. Aber für viele ist es eine gute erste Anlaufstelle, um die eigenen Gedanken zu sortieren – ohne Wartezimmer, ohne Honorar, und ohne dass jemand fragt: „Und wie fühlen Sie sich dabei?“
Aber falls du merkst, dass du mit deinem Bot über dein Bot-Suchtverhalten redest… könnte es Zeit für einen echten Therapeuten sein.
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